Auf gemeinsamen Messeständen profitiert Franke von den weitaus üppigeren Möglichkeiten des „großen Bruders“ aus Dortmund.
Kaum etwas hat den wirtschaftlichen Aufschwung der Franke & Heydrich GmbH ab Mitte der 1950er-Jahre so stark beflügelt wie die Zusammenarbeit mit einem viel größeren Wettbewerber aus dem Ruhrgebiet. Eine Chance, die Erich Franke erkennt und mutig nutzt.
Hat die Franke & Heydrich GmbH in den Anfangsjahren vor allem kleinere Aufträge für Spezialanfertigungen erhalten, so ändert sich dies 1954 auf spektakuläre Weise. Von der Firma „Quarzlampen-Fabriken Hanau“ geht der erste nennenswerte Serienauftrag über Deckendrehkränze für Operationstischleuchten ein. Und dies gegen starke Wettbewerber, zu denen auch das auf Drehverbindungen spezialisierte Großunternehmen „Eisenwerk Rothe Erde GmbH“ in Dortmund gehört. Ein schöner Beweis für die technischen Vorteile des von Erich Franke entwickelten Drahtwälzlagers.
Das sieht man auch in Dortmund – und die Gefahr, dass aus dem kleinen Unternehmen auf der Ostalb ein ernsthafter Konkurrent werden könnte. Der kaufmännische Direktor der Rothen Erde, Edmund Schmude, nimmt deshalb Kontakt zu Erich Franke auf und macht einen verlockenden Vorschlag: Wie wäre es, wenn Rothe Erde mit Lizenzen von Frankes Patenten profitieren würde und dieser im Gegenzug von den enormen Produktions- und Vertriebsmöglichkeiten des Dortmunder Großunternehmens? So kommt es im Januar 1956 zum Abschluss eines Generallizenzvertrags, der für die nächsten Jahrzehnte zum Turbobeschleuniger für Franke wird.
Demnach fertigt Rothe Erde künftig alle Drahtwälzlager-Drehverbindungen mit mehr als 400 Millimetern Durchmesser, entrichtet dafür aber Lizenzgebühren an Franke und bezieht die Kugellaufringe ausschließlich von ihm. Außerdem melden die Dortmunder für alle Franke-Patente Schutzrechte im Ausland an und kümmern sich um den Export.
Das Eisenwerk Rothe Erde zahlt nicht nur Lizenzgebühren, sondern betreibt auch professionelles Marketing für die „Drahtkugellager System Franke“.
Weil es nun nötig und dank einer größeren Lizenzvorauszahlung auch möglich ist, baut Franke noch im selben Jahr auf der grünen Wiese in Aalen eine moderne Produktionsstätte. Die Umsätze wachsen dank des Generallizenzvertrags und neuer internationaler Kunden beträchtlich, führen aber auch zu einer steigenden Abhängigkeit: 1973 erwirtschaftet Franke 68 Prozent des Umsatzes aus Rothe-Erde-Geschäften. Man schließt deshalb im selben Jahr nach langen und harten Verhandlungen einen neuen Kooperationsvertrag mit dem nun unter „Hoesch Rothe Erde Schmiedag AG“ (HRS) firmierenden Partner, der Franke mehr Freiräume einräumt und die strategische Diversifizierung des Produkt- und Kundenportfolios einläutet. //
Rothe Erde wirbt für die Drahtkugellager nicht nur in Deutschland und Europa, sondern erläutert deren Vorteile auch mit Vorträgen und Seminarveranstaltungen in den USA, Brasilien und Japan.